Ein Beobachtungsbericht von Jens Müller

P41/Tuttle-Giacobini-Kresak und C/2015 V2 (Johnson) – zwei aktuelle zirkumpolare Kometen

Zwei aktuelle zirkumpolare Kometen: 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak und C/2015 V2 (Johnson). Nachdem inzwischen 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova (toller Name) sein Gastspiel als im Fernglas sichtbarer Komet beendet hat, sind an seine Stelle die beiden Kometen P41 und 2015 V2 Johnson getreten. Man muß aber schon genau wissen, wo sie zu finden sind, braucht einen dunklen Himmel und ein besseres  Fernglas. Für unsere Breiten sind die Sichtbarkeitsbedingungen vom Grundsatz her ausgesprochen günstig, da beide Objekte nicht untergehen und auch der Mond kaum stört. Dazugekommen ist mittlerweile ein neuer, vom australischen Amateur Terry Lovejoy, erst Mitte März entdeckter Komet, der sogar das Zeug hat, in einigen Monaten mit bloßem Auge sichtbar zu werden. Ende März gab es an meinem Beobachtungsort einige aufeinanderfolgende Tage mit „brauchbarem“ Sternenhimmel. Brauchbar in dem Sinne, weil es zwischen Cirruswolken und Hochnebel immer wieder Lücken gab, die mich zu fotografischen Versuchen geradezu herausforderten. Allerdings waren die Ergebnisse nicht immer optimal. Mein erster „Anlauf“ in Richtung 41P am 25.3. endete dann auch schon nach nur 19 Einzelbildern in den Wolken. Besser lief es am dann am 27. März. Der kurzperiodische 41P ließ sich als grünliches Wölkchen ohne erkennbaren Schweif  (Helligkeit: ca. m= 8.0) einundsechzigmal auf den Chip bannen:

Der periodische Komet 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak m= 8.0 im Sternbild „Großer Bär“ am 27.3.2017. In der Animation wird die Eigenbewegung von 41P vor den Hintergrundsternen im 10-Minuten-Takt innerhalb von 1 Stunde sichtbar. 280/560 SC-HD Hyperstar | EOSM | 61x30sec | ISO6400

41P/Tuttle-Giacobini-Kresak wurde 1858 von Horace Tuttle entdeckt. Er ist ein kurzperiodischer Komet mit einer Umlaufzeit von etwa fünfeinhalb Jahren. Jedesmal, wenn 41P sich auf seinem Umlauf um die Sonne Jupiter nähert, führt das zu deutlichen Veränderungen seiner Bahn. Diesmal ist er der Erde am 27.3. mit 0.14 AE der Erde ausgesprochen nahe gekommen. Bereits am 30. März ergab sich die nächste Gelegenheit, einen weiteren zirkumpolaren Kometen zu beobachten, nämlich  2015 V2 (Johnson). Dabei handelte es sich um einen nicht periodischen „Schweifstern“. Einen Kometen also, der unserem Sonnensystem einen einmaligen Besuch abstattet. Die Beobachtungsbedingungen  waren immerhin so gut, dass ich 81 verwertbare Einzelbilder (+81 Dunkelbilder) „am Stück“  aufnehmen konnte. Wie auf dem fertigen Bild zu sehen ist, trägt dieser Schweifstern seinen Namen ganz zurecht. Wegen seiner großen Entfernung bewegt er sich ausgesprochen langsam durch das Sternbild Herkules. Seine Helligkeit von derzeit m= 8.5 wird bis Juni noch etwas ansteigen, da Sonnen- und Erdnähe (1.6 bzw. 0.8 AE) erst bevorstehen.

Der nicht-periodische Komet 2015 V2 (Johnson) m= 8.5 im Sternbild „Herkules“ am 30.3.2017  280/560 SC-HD Hyperstar | EOSM | 81x30sec | ISO6400