Der Sternenhimmel im Mai 2025

Mondnächte, Blütenschimmer und die Jungfrau

Es war als hätt‘ der Himmel, die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer, von ihm wohl träumen müsst… mit diesen zauberhaften Zeilen beginnt eines der bekanntesten und schönsten Gedichte: Die Mondnacht von Joseph von Eichendorff aus dem Jahr 1837, aus einer Zeit, in der noch nicht Kunstlicht die Sternensicht einschränkte. Und es passt in doppelter Hinsicht zum Wonnemonat Mai. Denn einerseits blühen im Mai viele Pflanzen in voller Pracht und andererseits sind durch die erst spät hereinbrechenden Nächte schon viele Lampen ausgeschaltet, so dass an und in manchen Orten der Sternenhimmel wieder den Erdboden küssen kann.

Apropos Sternenhimmel

Zur Erhabenheit des Gedichts passt auch der unaufgeregte beschauliche Frühlingssternenhimmel, der nicht so reich an hellen Gestirnen wie der Winter- oder Sommersternenhimmel ist. Zur ersten Orientierung bietet es sich an, das sog. Frühlingsdreieck aufzusuchen. Mithilfe der Sternkarte und dem „Großer Wagen“ als Navi ist dies denkbar einfach. Denn wenn man die Deichsel des hoch im Zenit stehenden Wagens in Richtung Süden verlängert, führt die Linie direkt zu Arktur, dem halbhoch am Himmel stehenden,  orange funkelnden und hellsten Stern am nördlichen Sternenhimmel. Arktur bildet den ersten Punkt des sog. Frühlingsdreiecks. Setzt man die Linie weiter in Richtung Südhorizont fort, stößt man unweigerlich auf die bläulich leuchtende Spica, den zweiten Frühlingsdreiecks-Stern.

Die Tochter der Ackerbaugöttin und das Schwarze Loch

Das Sternbild Jungfrau ist das ausgedehnteste unter den sog. Tierkreissternbildern und reprästentiert die Tochter der Ackerbaugöttin Demeter. Spica, der Hauptstern der Jungfrau, bedeutet auf lateinisch „Kornähre“ und verdeutlicht uns, wie wichtig für unsere Vorfahren Aussaat und Ernte waren. Doch auch für die Wissenschaft ist ca. 250 Lichtjahre weit entfernte Spica sehr interessant. Nicht nur ist sie mit einer Oberflächentemperatur von über 22 000 Grad Celsius im Vergleich zur Sonne von ca. 5500 Grad Celsius eine der heißesten Sterne am Himmel. Sie war in der in der Astronomiegeschichte auch Gegenstand zahlreicher Beobachtungsstudien, z.B. zur Messung der Tagnachtgleiche.

Das Sternbild Jungfrau ist auch Heimat der Riesengalaxie Messier 87, die etwa 55 Mio. Lichtjahre von unserer eigenen Galaxis entfernt ist und ein extrem großes Schwarzes Loch in ihrer Mitte beherbergt. Dieses supermassereiche Objekt sorgte 2019 für eine wissenschaftliche Sensation, denn durch die weltweite Zusammenarbeit von Forschenden gelang der erste direkte visuelle Nachweis eines Schwarzen Lochs:

Foto: EHT-Kollaboration. Rund um den Schatten des Schwarzen Lochs in der Mitte befindet sich die sog. Akkretionsscheibe. Dabei handelt es sich um einen Materiering aus ionisiertem Gas u.a. zerriebener Sterne, die der Mitte zu nahegekommen sind. Quelle: Wikipedia

Wer mehr darüber erfahren möchte, findet viele Antworten hier: Warum ist das Bild des Schwarzen Lochs wichtig und interessant? | Aktuelles aus der Goethe-Universität Frankfurt

Zurück zum irdischen Sternenhimmel kommend, vervollständigen wir mit Regulus, der hellste Stern im Sternbild Löwen, das Frühlingsdreieck.

Das größte Sternbild am Sternenhimmel

Ist die Jungfrau das größte Sternbild unter den Tierkreissternbildern, so nimmt die Wasserschlange, Hydra, flächenmäßig den meisten Platz am Firmament in Anspruch. Dort wurde sie vor über 2000 Jahren platziert und ist doch weitgehend unbekannt. Das liegt daran, dass sie kaum helle Sterne enthält und sich nah am Horizont unterhalb des Frühlingsdreiecks entlang schlängelt, das zum Aufsuchen hilfreich sein kann. Wer ihre bemerkenswerte Figur einmal gefunden hat, wird auch den Raben und den Becher, die beide auf ihrem Schlangenkörper verewigt sind finden. Jetzt ist die beste Zeit dafür.

VdS-Sternkarte Mai 2025

Fernglasschätze, Planeten und endlich die Mondnacht

Wer über den südlichen Sternenhimmel das Auge schweifen lässt, findet einige schwach leuchtende Wölkchen, die sich im Fernglas als offene Sternhaufen zeigen und hübsch anzusehen sind. Die Sichtbarkeit von Jupiter und Mars beschränkt sich nunmehr auf die erste Nachthälfte – aber noch steht Jupiter hell strahlend am Westhimmel. Venus baut als Morgenstern ihre Helligkeit aus und wird so manchen Frühaufsteher Freude bringen, bevor das Licht der aufgehenden Sonne die Venus „verschluckt“.

Foto: Jens Müller. Der abnehmende Mond im frühen Morgenlicht nach der Mondnacht

Es war als hätt‘ der Himmel…

Zurück zur Mondnacht: Der Wonnemonat Mai beginnt mit der Sichtbarbarkeit der zunehmenden Mondsichel am westlichen Abendhimmel. Am ersten Mai-Sonntag sehen wir den Halbmond und pünktlich zu Muttertag am 11. Mai sorgt der Vollmond für stimmungsvolles Naturlicht in den Abendstunden. Einen ganz besonderen Zauber geht jedoch vom abnehmenden Mond aus, denn dieser geht dann am bereits dunklen Himmel auf. Diese Aufgänge sind besonders eindrücklich und bringt uns zurück zu Josef von Eichendorff: Die Stille der späten Nacht, der Blütenschimmer im Mai, die ein oder andere Sternschnuppe aus unterschiedlichen Meteorströmen und das sanfte Mondlicht lassen uns verstehen, warum der bestirnte Himmel stets ein Quell der Inspiration ist.  

Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.   

S. Frank und Dr. F.P. Schmidt, Team Sternenpark Rhön mit Unterstützung der VdS Deutschland e.V.  

Infos zum Sternenpark Rhön: https://biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark 

Anfragen: info@sternenpark-rhoen.de


Der Sternenhimmel im April 2025

Frühling, Mondkalender, versteckte Schätze und der Morgenstern

“Wenn die Sterne nur von einem einzigen Ort aus auf der Erde sichtbar wären, würden die Menschen nie aufhören, dorthin zu reisen, um sie zu sehen”, wusste der römische Gelehrte Seneca.  Zum Glück ist im Sternenpark Rhön eine lange Reise gar nicht notwendig – hier genügt ein Blick aus dem Fenster nach oben. Zwar muss man sich nach der Zeitumstellung nun leider wieder länger gedulden, bis es dunkel wird und sich die volle Sternenpracht zeigt. Aber die lange Abenddämmerung im Licht der Blauen Stunde – ein typisches Merkmal für den April – ist mit ihrer magischen Ruhe auch schon ein besonderer Genuss.

Foto Blaue Stunde über der Wasserkuppe von Jens Müller

Das Frühlingsdreieck

Während die Wintersternbilder nach Einbruch der Dunkelheit allmählich am westlichen Horizont von der Himmelsbühne für den Rest des Jahres verschwinden, wird der südöstliche Bereich des Himmels nun vom sog. Frühlingsdreieck dominiert. Es ist kein eigenes Sternbild, sondern eine Aufsuchhilfe, bestehend aus den drei hellsten Sternen der typischen Frühlingssternbilder. Dazu gehört der bläulich funkelnde Regulus, der, wie es sich für den König der Tiere gehört – das Herz des Sternbild Löwen markiert. Regulus hat den dreifachen Sonnendurchmesser und eine um tausende Grad heißere Oberfläche als unsere Sonne, was das bläuliche Leuchten erklärt.

Richtung Südosten sieht man nun Spica, den hellsten Stern aus dem Sternbild Jungfrau bläulich funklen. Spica ist arabisch für „Kornähre“ und die Sichtbarkeit des Sternbilds Jungfrau markiert den Beginn des Frühlings. Immerhin können Sternbilder wie früher auch schon als Zeitmesser genutzt werden. Der dritte Stern im Bunde ist der hellste Stern am nördlichen Sternenhimmel – der orange leuchtende Arktur. Dieser ist der  hellste Stern im Sternbild Bootes oder auch Bärenhüter genannt, denn er treibt die himmlischen Bärinnen vor sich her. Arktur lässt sich leicht finden, indem man die Deichsel Großen Wagens – der sich momentan fast im Zenit aufhält  – in Richtung Horizont verlängert.

Unterhalb der Frühlingssternbilder schlängelt sich das Sternbild der Wasserschlange entlang, das uns die Geschichte erzählt, warum Raben als Singvögel nur krächzen können.

Foto: Der April Sternenhimmel – Grafik der Vereinigung der Sternenfreunde

Ein Mondkalender für Ostern

Bekannt ist, dass wir Ostersonntag immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang feiern. Da der Mond erst am Sonntag, den 13. April, seine Vollmondposition erreicht, fällt Ostersonntag dieses Jahr sehr spät auf die darauffolgende Woche. Und an dieser Regel hängen alle anderen beweglichen christlichen Feiertage im Kirchenjahr, denn die Grundlage für die Bestimmung ist der Lauf des Mondes. Das verwundert nicht, denn neben hell und dunkel bietet der Mond mit seinen 7-Tage-Phasen immer noch einen verlässlichen Kalender. Hübsch anzusehen ist gerade im Frühling auch das reflektierte Licht der Erde auf dem zunehmenden Mond, der sog. Erdschein.

Versteckte Himmelsschätze

Der Frühling ist auch die Zeit, seine Augenschärfe zu testen, indem man offenen Sternhaufen aufsucht. Das sind Gebiete, in denen gleichzeitig viele Sterne entstanden sind. Beim Aufsuchen hilft der Löwe. Denn rechter Hand und mittig zwischen Regulus und Pollux (Sternbild Zwillinge) befindet sich im Sternbild Krebs als diffus leuchtendes Fleckchen der offene Sternhaufen „Praesepe“, zu Deutsch Futtergrippe. Er besteht aus ca. 1000 Sterne in 570 Lichtjahren Entfernung. Linker Hand des Löwen befindet sich mittig zu Arktur der kleine Coma-Berenices-Sternhaufen, auch Melotte 111 genannt, im Sternbild Haar der Berenike. Es ist ein Vergnügen, beide Sternhaufen mit einem Feldstecher zu besuchen.

Jupiter, Mars und die Venus als Morgenstern

Während Jupiter und Mars noch in den Wintersternbildern am westlichen Abendhimmel verweilen, hat sich die schnelle Venus vom Abendhimmel zurückgezogen. Ab Monatsmitte erstrahlt sie jedoch schon wieder kurz vor Sonnenaufgang im Osten. Dann als sog. Morgenstern beschenkt sie die Frühaufsteher mit ihrem frostigen Glanz.

Kometenstaub sorgt für Sternschnuppen

Mit den  Lyriden bekommen wir im April endlich wieder mehr Sternschnuppen, wenn die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne vom 14. bis 30. April die Wolke aus Staubteilchen durchquert, die der Komet C/1861 (Thatcher) hinterlassen hat. Der Ausgangspunkt der Lyriden liegt scheinbar im Sternbild der Leier und das Maximum am 22. April wird zur besten „Sendezeit“ zwischen 22 und 4 Uhr nicht vom Mondlicht gestört.

Grafik: VdS mit dem Fluchtpunkt der April-Sternschnuppen

Senecas Sehnsuchtsort vor unserer Haustür

Für diesen einen Ort, den Seneca sehnsuchtsvoll beschreibt, müssen wir gar nicht weit fahren. Es ist unser Rhöner Heimathimmel und er liegt direkt vor unserer Haustür. Wir sollten ihn wieder erkunden und schätzen, so wie es die Menschen immer schon getan haben und so auch den technischen Fortschritt ermöglichten. 

Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.   

S. Frank und Dr. F.P. Schmidt, Team Sternenpark Rhön mit Unterstützung der VdS Deutschland e.V.  Infos zum Sternenpark Rhön: https://biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark 

Anfragen: info@sternenpark-rhoen.de

DER ANBLICK DES STERNENHIMMELS IM LAUFE DER JAHRESZEITEN 

Stetig verändern sich der Anblick des Sternenhimmels, die Gestalt des Mondes und der Lauf der Planeten. An dieser Stelle möchten wir auf die jeweils aktuelle ausführliche Himmelsvorschau im Sternenpark Rhön verweisen. Diese wird von Vereinsmitgliedern mit Unterstützung der Vereinigung der Sternfreunde Deutschland e.V. verfasst und kann unter Himmelsvorschau des Sternenpark Rhön | Biosphärenreservat Rhön (biosphaerenreservat-rhoen.de) abgerufen werden. Clear skies….  

Der Wintersternenhimmel

Der Sternenhimmel im Frühling

Der Sommersternenhimmel

Der herbstliche Sternenhimmel