Der Himmel hält zur Weihnachtszeit,
sogar ein Krippenbild bereit!

„Praesepe“, Krippe, heißt eine Sternanhäufung, die in klarer Dezembernacht den Osthimmel schmückt. Nördliches und Südliches Eselchen heißen die beiden benachbarten Sterne im Sternbild Krebs, die sich dieser Krippe zuzuwenden scheinen, und damit hätten wir bereits das erste der Himmelsbilder, die wir mit etwas Fantasie auch Weihnachten zuordnen können. Davon später mehr, zuerst die Planeten:

Sie werden in den frühen Morgenstunden vom Mond besucht und zwar Jupiter am 4.12., Mars am 6.12. und Venus am 7.12. Auch am 31.12. gegen Mitternacht werden sich Mond und Jupiter noch einmal gemeinsam blicken lassen – wenn die Feuerwerkerei freie Sicht lässt.

Mit ganz anderem Feuerwerk könnten uns die Nächte 13./14. und 22./ 23.12. Freude machen. Sternschnuppen geben sich die Ehre – die einen vom Sternbild Zwillinge aus, die andern kurz vor Weihnachten im Kleinen Bären (letzte Gelegenheit, sich was zu wünschen …). Die Nacht davor aber (21./22.) ist die längste des ganzen Jahres; sie markiert die Wintersonnenwende.

Nun zur Himmelskuppel als Ganzes. Mitten in der Milchstraße (gegen 22 Uhr etwa von SO nach NW) glänzt die Perseus-Lichterkette. Nördlich davon halten sich Großer Bär und Drache auf, südlich Widder und Fische. Während der Schwan nach NW wegschwebt, wird von SO her das gesamte Winter-Sechseck sichtbar (Sterne und in Klammern ihre Sternbildheimat): Capella (Fuhrmann), Pollux (Zwillinge), Prokyon (Kl. Hund), Sirius (Gr. Hund), Rigel (Orion), Aldebaran (Stier). Ein Kolossalgemälde!

Etwas östlich von Pollux, mitten auf der Ekliptik, der Planetenstraße, schimmert die eingangs erwähnte „Krippe“. Und so wie alle Völker zu allen Zeiten sich ihre ganz eigenen Bilder in den Himmel gedacht haben, ließe sich auch die Weihnachtsgeschichte dort „malen“: Ochs und Esel an der „Krippe“, die Doppelstrahler Kastor und Pollux als Maria und Josef, die Gürtelsterne des Orion als drei Weise aus dem Morgenland, und der Nebelfleck links unterm Oriongürtel als deren Sack mit Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Milchstraße aber wäre bevölkert von unzähligen Schafen, bewacht von ihren Hirten Sirius, Beteigeuze, Aldebaran und Capella, und begleitet von allen „Sternenengeln“ des ganzen Himmels – Weihnachtszeit.

Zu guter Letzt wartet im Sternbild Einhorn östlich des Orion auf Fernrohrgucker ein astronomisch-weihnachtliches Juwel: der Sternhaufen mit der Nr. NGC 2264. Er wird auch Weihnachtsbaum genannt, weil er lichtfunkelnd tatsächlich den Umriss einer Tanne zeigt.

Viele klare, dunkle Nächte und frohe Weihnachten wünscht Euch

Euer Sterngucker Roland Müller

P.S.1: Wer Sterne näher kennenlernen will, sollte hier klicken:  http://verein-sternenpark-rhoen.de/2015/10/wie-entsteht-ein-stern-eine-astronomische-geschichte/

P.S.2: Solltet ihr ab und zu einen hell glänzenden, langsam von W nach O ziehenden „Stern“ sehen, ist es die Raumstation ISS, fast 450 km entfernt und fast 28.000 km/h schnell.

Text: Roland Müller, Verein Sternenpark Rhön e.V.
Grafik: Vereinigung der Sternfreunde e.V.