Frühmorgens und im Abendlicht,
gibt´s auf Planeten beste Sicht!
Im kommenden Mai wird die Erdachse bis hinauf zum Polarstern zum Maibaum, dessen Südseite alle mit freiem Auge sichtbaren Planeten umtanzen. Es ist dies abends im Westen vor allem Venus. Ab Monatsmitte gesellt sich zu ihr der selten zu sehende Merkur. Am 22.5. nähern sich die beiden bis auf Paartanz-Distanz. Morgens hingegen zeigen sich Jupiter, Saturn und Mars. Schon vor Dämmerungsbeginn reihen sie sich von Südosten her in die Ekliptik ein, die ihre Tanzrichtung vorgibt. Und als deren aller Tanzmeister nimmt der Mond denselben Weg – als Vollmond am 7. und als Neumond am 22.5. Kurz vor Monatsmitte besucht er die Morgenplaneten, am 22.5. Venus und Merkur.
Nächte werden immer kürzer
Wer den Schmuck des Maibaums in festlichem Glanz erleben will, muss berücksichtigen, dass die Nächte immer kürzer werden und die sog. Sommerzeit völlige Dunkelheit kaum vor 23 Uhr zulässt. Dann aber wird die Tanzfläche bestrahlt von den charakteristischen Frühlingssternbilden Löwe, Jungfrau und Bootes, vom Haar der Berenike und vom Großen Wagen bzw. Große Bärin im Zenit, den Jagdhunden und der Nördlichen Krone, wohin die Wagendeichsel zeigt.
Herkules nähert sich von Osten her mit eher lichtschwachen Sternen, aber mit einem Schatz, der im Fernglas schön sichtbar wird: M 13. Das ist eine „Sternwolke“ in 25 000 Lichtjahren Entfernung. Hunderttausende von Sternen bilden dort eine Kugel von 150 Lichtjahren Durchmesser. Nordöstlich von Herkules strahlen mit Wega und Deneb bereits zwei Mitglieder des Sommerdreiecks.
Auch der Nordhimmel glitzert und funkelt: Kleiner Wagen bzw. Kleine Bärin, Drache, am Horizont Kassiopeia und Perseus. Von Südosten her steigt der Skorpion herauf mit dem roten Riesenstern Antares. Sternschnuppen sind in der zweiten Maiwoche ab und zu möglich, am besten nach Mitternacht. Wer sich Zeit lässt beim Beobachten, wird wahrnehmen, wie sich die sternenübersäte Tanzfläche langsam um die Spitze des Maibaums, den Polarstern dreht, wie Sterne auf- und untergehen.
Vor allem auf See wurden Sternbewegungen früher zur Uhrzeitbestimmung genutzt. Auch das lässt sich nachempfinden im Sternenpark der Rhön, dem Land der nach allen Seiten offenen Fernen.
Text: Roland Müller, Verein Sternenpark Rhön e.V.
Grafik: Vereinigung der Sternfreunde e.V.